Jürg Roth
Am 10. August 2025 geht‘s beim Einachten 700 km nach Trostianets im Süden der Region Sumy. Vor dem Krieg zählte diese Kleinstadt 22'000 Einwohner, heute sind es noch knapp 10'000. Viele sind in die westlichen Regionen der Ukraine geflohen und ebenso viele gingen ins Ausland. Zurück geblieben sind vor allem die Schwachen, die Alten, die Behinderten.
Wir treffen um 8 Uhr in Trostianets ein und werden von Natalia Lisfina der Direktorin der humanitären Hilfsorganisation «TROI» empfangen. Fachkundiges Personal vor Ort unterstützt uns beim Auspacken und Einordnen der vielen Medikamente gegen Herz-Kreislauf-Störungen, Bluthochdruck, Gelenkschmerzen und zur Behandlung von Infektionskrankheiten.
Um 10 Uhr beginnt die aufwändige Verteilung. Medikamente werden nur mit einem Nachweis einer ärztlichen Verordnung abgegeben. Fürsorgerinnen der Gemeinde holen Medikamente für ihre bettlägerigen Patienten ab. Menschen mit Krücken, im Rollstuhl oder mit anderweitigen körperlichen Gebrechen warten geduldig auf ihre lang ersehnten Medikamente. Der Allseits spürbare Dank ist überwältigend. Der Gemeindepräsident, Yuri Bova, hat einen speziellen Artikel auf FACEBOOK veröffentlicht und sich in aller Form für unsere grosszügige Hilfe an die schwächsten Mitglieder in seiner Stadt bedankt.
Er schreibt: «Heute besuchten die Mitglieder der humanitären Stiftung "VINNYZJA WITH YOU", Olga V., Oksana R. und Oleksandr (Sasha) M. zum ersten Mal Trostianets. Die Wohltäter brachten Medika-mente für Menschen mit Behinderung im Wert von über 500'000 UAH (rd.10'000 €) mit.
Zu diesem Team, das bei uns eingetroffen ist, gehört auch der Schweizer Roth Jürg, ebenfalls Mitglied der Stiftung "VINNYZJA WITH YOU", der schon lange in Vinnyzja lebt und gemeinsam mit Gleichgesinnten den Weg der Wohltätigkeit verfolgt und Ukrainer unterstützt.
Mögen die guten Taten hundertfach zu Ihnen zurückkehren, liebe Wohltäter aus Vinnyzja, vielen Dank für ihre Barmherzigkeit und ihr Mitgefühl! Wir freuen uns, auch in Zukunft mit ihnen zusammenzuarbeiten!».
(Freie Übersetzung aus dem ukrainischen).
Hilfslose, ortsgebundene Betagte erhalten langersehnte Medikamente
Nach erfolgter Verteilung der Medikamente treffen wir in einem alten Mietshaus eine über 80-jährige ehemalige Lehrerin an der lokalen Schule. Sie ist seit einigen Jahren an das Bett gefesselt und auf Hilfe Dritter angewiesen. Die Gemeinde Fürsorgerin besucht sie dreimal die Woche. Heute bringt sie ihr die Medikamente und löst bei der alten Frau Tränen der Dankbarkeit aus. Diese sozialen Unterschiede zu verkraften, kosten mich viel Energie und Standhaftigkeit.
Während der Verpflegung hat Sergei, dem guten Freund von Olga aus Armee Zeiten herausgefunden, dass bei der Organisation «YOUTH OF NIZY» immer noch einige Schachteln von unseren Windeln in ihren Büroräumen gelagert sind. Wir brachten einige Schachteln nach Trostianets zur Hilfsorganisation «TROI» und einen anderen Teil übergaben wir einer ländliche Krankenstation. Beide Organisationen waren überglücklich über dieses unerwartete «Geschenk».
Sergei ist für uns eine wichtige lokale Vertrauensperson, die auch nach unserer Abreise für einen ordnungsgemässen Umgang mit den Hilfsgütern bürgt. Hier zeigt sich eine weitere positive Seite der Zusammenarbeit von VMD mit lokalen Hilfsorganisationen.
Mit der Installation auf einem zentralen Platz wird an die mehr als 100 Gefallenen aus Trostianets seit dem 22. Februar 2022 erinnert. Diese Toten hinterlassen anhaltenden Bedarf an humanitäre Hilfe